Seltsame Allianzen

Hanna Rheinz

Der Anti-Islamismus bzw. Pro-Islam-Islamismus geht alle etwas an. Auch die Juden in Deutschland und deren offizielle Vertretung, im Geiste des realen Sozialismus “Zentralrat” genannt.

Wer meint, es hier mit Islamkritik zu tun zu bekommen, irrt. Im Gegenteil. Islamkritische Äußerungen sind verpönt. Appeasement ist die Strategie der Stunde. Und schon steht man vor einem Phänomen, das weltweit einzigartig ist: Während in Frankreich fanatisierte Banden im Namen Allahs “Andersgläubige” jagen, Straßen und ganze Viertel Straßen terrorisieren und Tausende französischer Juden längst ihre Auswanderung planen (oder bereits hinter sich haben), richtete der neu gewählte Präsident des Zentralrats, Dr. Josef Schuster, seinen ersten Appell an seine Kollegen in den muslimischen Verbänden. Wie seine Vorgänger setzt Schuster damit die vom Zentralrat seit Jahren verfolgte Strategie fort, die in Deutschland lebenden Muslime zu hofieren.

Was auf den ersten Blick als honorige Verbrüderung zweier bedrängter Minderheiten sinnvoll erscheinen mag, wirkt bei näherem Besehen als Farce.

Zum einen sind die Muslime längst keine Minderheit mehr und bedürfen wohl kaum der Fürsprache ausgerechnet jüdischer Verbandsvertreter. Ein Jude, der heute an die Muslime appelliert “Wir sitzen doch alle im gleichen Boot”, offenbart nur sein Wunschdenken. Immerhin fallen Juden gerade weltweit in Ungnade. 

Im Gegensatz zu Juden können Muslime heute in größeren Dimensionen denken. 1,8 Milliarden Glaubensbrüder im Jahr 2018 in aller Welt verbürgen sich dafür.

Der jüdisch-muslimische Dialog, so es ihn denn gibt, mag einen kleinen Saal füllen, eine eigene Gefolgschaft kann er nicht ersetzen. Und genau hier liegt die Crux. Heute sind die Juden so out wie noch nie seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges.

Im Zeitalter der Likes, der sozialen Netzwerke, der Fangemeinden und vor allem der gnadenlosen Abrufstatistiken, erweisen sich jüdische Interessen mitsamt ihrer Vertreter als hoffnungslos unpopulär. So prominent ein jüdischer Promi sich auch wähnen mag, sobald er sich auf das Parkett der wirklichen Welt begibt, fernab der politischen Wohlfühlrituale, wird er knallhart mit der Tatsache konfrontiert, daß sich kaum noch jemand -, der als Politfunktionär nicht dafür bezahlt wird oder sich davon politische Vorteile verspricht -, für seine Belange und Empfindlichkeiten interessiert. Vorbei die Zeiten der Israelbegeisterung, als die Deutschen von ihren Juden – den Kishons, Ofarims, Gellers oder Copperfields – nicht genug kriegen konnten.

Die Annahme, Deutschland drehe sich um seine jüdischen Mitbürger, ist eine Illusion, entstanden bei Neujahrsempfängen und in den Vorzimmern des Kanzleramts und der Staatskanzleien, die noch bis vor kurzem auf jede Stellungnahme, Mahnung und Drohgebärde zuverläßig und in bewährter Manier antworteten.

Doch die Stimmung ist umgeschlagen. Zwar kann das Wort Israel und Juden in Deutschland noch Reaktionen auslösen. Der Haken dabei: sie sind leider negativ. Zu oft schaffen es die Verbandsvertreter, ihre besten Freunde zu vertreiben, weil sie auch gutwilligen deutschen Bürgern die ganze Härte ihrer politischen Miesmachereien spüren lassen. Die Kampagnen gegen die Stolpersteine sind dafür ein bedrückendes Beispiel. http://animalyz.com/stolpersteine-einstimmig-gegen-die-unbelehrbaren/

Anders die Muslime. Mag ihr Interesse am deutschen Wesen noch so schmalbrüstig sein, der öffentlichen Aufmerksamkeit tut dies keinen Abbruch. Wer könnte es den jüdischen Offiziellen verdenken, sich mittels strategischer Partnerschaften ihren Anteil am orientalischen Zuckerwerk zu sichern?

Doch selbst das kann den Abwärtstrend nicht aufhalten. Die Folgen sind desaströs. Die als Großveranstaltung geplante, wochenlang von Politik und Prominenz beworbene Anti-Antisemitismus-Großdemo in Berlin sollte als Sternmarsch für die deutsche Solidarität mit seinen Juden in Erinnerung bleiben. Doch statt Hunderter Busse aus ganz Deutschland kamen nur wenige Tausend Menschen zum Brandenburger Tor, meist ältere Semester aus den Gemeinden. Ein Flop mit historischen Ausmaßen vor der nahezu vollzählig versammelten politischen Prominenz. Dieser rasante Verlust der Akzeptanz ist, so ungern dies gehört wird, auch selbstverursacht. Die Juden haben mit dazu beigetragen, sich aus dem Sattel zu heben.

Die schöngeredete Allianz mit den Muslimen hält keiner Belastungsprobe stand. Der umworbene Partner distanziert sich, wenn überhaupt, nur halbherzig von den Allmachtsphantasien seiner radikaleren islamistischen Mitbrüder. Die unterstellte kulturelle Nähe zwischen Juden und Muslimen läßt schwere Lücken im Geschichtswissen vermuten.

Die jüdische Minderheit in Europa hat mit den Muslimen kaum etwas gemeinsam. Im Gegenteil. Seit der römischen Besiedlung des Rheintals, seit gut zweitausend Jahren, leben Juden in Mittel- und Osteuropa. Sie kamen friedlich. Ein jüdischer Krieg um das Land ist nicht bekannt.

Anders die Muslime. Sie versuchten immer wieder Europa militärisch zu erobern: Von der Eroberung Spaniens durch die Mauren, von den venezianischen Türkenkriegen bis hin zu den Schlachten Osmanischer Truppen im 18. Jahrhundert vor Wien und in Bayern, ziehen sich muslimische Eroberungsversuche durch die europäische Geschichte.

Die Besetzung Spaniens durch die Mauren kann mit als Auslöser für die Jahrhunderte später durchgesetzte Politik der Bildung einer nationalen Identität durch ein religiös vereintes Katholisches Spanien durch die Spanische Krone gelten. Alle Nichtchristen (Juden und Abkömmlinge der Mauren), die sich nicht taufen lassen wollten, wurden 1492 schließlich zum Verlassen Spaniens gezwungen. Die Spaniolisch und Ladino sprechenden aus Spanien stammenden Juden haben ihre Sprache und Kultur auch Hunderte von Jahren später nicht aufgegeben.

(Siehe: Hanna Rheinz: Aus der Diaspora ins Exil: Der doppelte Ursprung der Sefarden. In: Aus Politik und Zeitgeschichte, Bonn September 1992, S. 46 f.)

Den Juden gelang es mehr oder weniger sich zu behaupten und zu integrieren, trotz Massakern, Pogromen, Vertreibungen, den Kreuzzügen, dem Rassismus, der freilich auch andere Bevölkerungsgruppen betraf. Der Wendepunkt war die Machtergreifung durch ein Verbrecherregime, dessen Gefährlichkeit nicht erkannt wurde.

Die Voraussetzung für die Duldung der jüdischen Minderheiten war die Bereitschaft sich den Gesetzesgrundlagen der europäischen Gesellschaften anzupassen. Bereits um die letzte Jahrtausendwende, also vor mehr als tausend Jahren, verzichteten die Juden, einem Rabbiner aus Mainz sei gedankt, weltweit auf die von Erzvater Abraham noch erlaubte Polygamie. Sie unterlassen es, ihre Ehefrauen, Schwestern und Töchter zu züchtigen, und berufen sich bei Gewalt unter Menschen nicht auf göttliche Weisungen, um “Ungläubige” zu bedrängen und zu töten. Noch nicht einmal die Beschneidung der männlichen Nachkommen und das rituelle Schlachten von Tieren läßt Gemeinsamkeiten zwischen jüdischen und muslimischen Ritualen erkennen: Der Jude muß, kaum acht Tage alt unters Messer, dem Muslim widerfährt dies erst in reiferen Jahren.

Im Bereich des Schlachtens von Tieren sind die Unterschiede noch größer: Zwar sind Juden (koscher) und Muslime (halal) dazu aufgefordert, nur Fleisch zu verspeisen, das nach religiösem Ritus und ohne Verletzung durch Betäubungsmaßnahmen der Tiere gewonnen wurde, doch damit hören die Gemeinsamkeiten schon auf. Bei Juden darf nur ein eigens dazu ausgebildeter Rabbiner und Schlachter töten, im Islam ist jeder Mann (und Knabe) verpflichtet, mindestens einmal im Jahr ein Tier von eigener Hand ins Jenseits zu befördern, also “zu opfern”, wobei es zu guter Letzt doch auf dem Küchentisch landet – ohne daß der Schlachter je eine Ausbildung erhalten hätte.

Es entbehrt nicht der Ironie, daß ausgerechnet in Deutschland die Meinungsführer der hier lebenden Juden sich wie fürsorgliche Glucken der Muslime annehmen, sie sogar “Cousins” nennen, um sie vor den “deutschen Wutbürgern” aus dem “braunen Sumpf” zu schützen. Daß die Rollen umgekehrt verteilt sind, die Muslime den Part der Täter übernehmen, nicht nur in Sarcelles, sondern auch in Neukölln und Wanne-Eickel, wird nicht erkannt, getreu der Devise des notorischen Realitätsverleugners, weil nicht sein kann, was nicht sein darf.

Wenn es denn eine Ähnlichkeit zwischen den muslimischen und den jüdischen Gemeinden gibt, liegt sie an der Schnittstelle der Generationen. Es ist die wundersame Wiederkehr der Frömmigkeit. Der religiöse Fundamentalismus ist ein Phänomen der zweiten und dritten Generation, der Kinder und Enkel der Zuwanderer. Deutschland, so hat sich nun erwiesen, ist nicht nur das Land, in dem sich Jihadisten rekrutieren lassen, und Isis-Kämpfer zu Hunderten zurückkehren dürfen, sondern es ist das Land, das noch bis vor kurzem weltweit als das Land der jüdischen Wiedergeburt gefeiert wurde und jüdische Zuwanderer (meist aus den Staaten der ehemaligen Sowjet-Union) willkommen hieß.

Und Wiedergeburt heißt, Rückkehr zu den religiösen Wurzeln. Die Nachkommen der Führer der KPDSU sind heute Söhne und Töchter der religiösen Umkehr und lassen sich in Deutschland an den neu gegründeten Rabbiner-  und Kantorenseminaren und jüdischen Hochschulen zu Rabbinern und Kantoren ausbilden. Hier werden Parallelen zwischen den muslimischen und den jüdischen Zuwanderern deutlich. Diese neue Frömmigkeit der Enkel von ehemaligen Zuwanderern in die BRD, inmitten einer säkulären Welt, inmitten von Elternhäusern für die es befremdlich war, sich ethnisch oder religiös zu definieren (wie es zum Beispiel für die in den 1960 ziger Jahren aus der Türkei nach Deutschland eingewanderten “Gastarbeiter” gilt) trifft in Europa heute auf Glaubensbrüder, die sich auch am radikalen Islam orientieren – mit allen politischen Konsequenzen.

Fromme Juden und fundamentalistische Muslime mögen beide das Religionsgesetz und den Gottesstaat herbeisehnen.  Was die Mittel und das Ziel anbelangt, unterscheiden sie sich:  Der fundamentalistische Muslim will seinen Gottesstaat in der ganzen Welt errichten – wobei die ganze Erde zum Gottesstaat und somit unbewohnbar wird. Der Jude begnügt sich mit Israel.

Als der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland sich der Muslime annahm, um sie als hilflose, diskriminierte Minderheit in Schutz zu nehmen, richtete er sich an deutsche Bürger- und Bürgerinnen, heute gern mit dem Adjektiv rechtsextrem, oder in der Steigerungsform “Neo-Nazi” und Verfolger der neuen muslimischen Bevölkerung beschrieben. Auch die neue Oppositionspartei “Alternative für Deutschland” (AfD) wird immer wieder als Wiedergänger der NSDAP beschimpft. Doch selbst der Verfassungsschutz konnte keine Hinweise für die vermeintliche Verfassungsfeindlichkeit der Partei erkennen.

Mit anderen Worten: Wer wird hier eigentlich unentwegt als “Neo-Nazi” bezeichnet? Zumeist sind es deutsche Bürger und Bürgerinnen, die es ernst meinen mit Demokratie und Meinungsfreiheit und ihren Wunsch zum Ausdruck bringen, nicht – wie in der ehemaligen DDR jahrzehntelang ihr Maul halten zu müssen, wenn sie nicht ausgegrenzt und kriminalisiert werden wollten.

Deutsche Bürger, die Kritik an der unkontrollierten Grenzöffnung äußern, und die ungeprüfte, ungeregelte und unbegrenzte Aufnahme von Migranten ablehnen, werden heute reflexhaft der rechtslastigen oder sogar rechtsextremen Szene zugerechnet. Ein Demokratie-Versagen, das bis jetzt keinen Aufschrei im Lande ausgelöst hat, sondern im Gegenteil, von Politik und Medien als neue Staatsräson verteidigt wird, nicht zuletzt durch manipulative Eingriffe in Medien und politische Meinungsbildung.

Mit Unterstützung nicht zuletzt vieler jüdischer Repräsentanten und Repräsentantinnen, die – ohne per Umfrage erst einmal ein Meinungsbild zu erheben, sich nie gefragt haben, ob sie eigentlich noch im Sinne der jüdischen Gemeindemitglieder handeln, deren Interessen sie vertreten wollen.

Repräsentanten, die sich nicht mehr um die Interessen derer scheren, die sie an die Macht brachten, sondern politischer Propaganda und Machtkalkül folgen, erweisen ihrem Volk einen Bärendienst.

Das gemeinsame Gebet gegen terroristische Attentate und gegen Antisemitismus ist eine Augenauswischerei. Nicht die Gefahr durch Rechts und der “neue Antisemitismus”, der heute angeblich jeden vierten Mensch in Deutschland erfaßt haben soll, ist der “Feind” den es zu bekämpfen gilt, sondern die Frage wie ein Zusammenleben in diesem Land aussehen kann, angesichts der vielen, unvereinbaren Erwartungen der Menschen und der politisch gewollten Ausgrenzung von Millionen Bürgern, genannt sei die sozial-erzeugte Ungleichheit, die ansteigende Kinder-und Altersarmut, die Wohnungsnot, die skandalösen Bildungsdefizite, die seit Jahrzehnten politisch geduldeten Ungerechtigkeiten. Wenn Bürger sich gegen Politiker wehren, die dulden, daß  muslimische Verbandsvertreter die Scharia als kompatibel mit dem deutschen Rechts- und Sozialsystem bezeichnen, ist das eine ehrliche Meinungsäußerung auf der Grundlage der Demokratie, und (noch) kein Kampfesschrei.

Es sei daran erinnert: Vom Inhalt der Äußerung geht die Bedrohung aus, nicht vom Überbringer der unerwünschten Nachricht.

Daß Politiker ihre Bürger als “Gefahr” brandmarken, sie als “Wutbürger”, als “Nazis”, als Bewohner eines “Dunkel-Deutschlands” bezeichnen zeigt fehlendes Fingerspitzengefühl. Nicht die vermeintlichen “Wutbürger” sind das Problem. Es ist die Angst vor einer neuen Diktatur, der Diktatur der Gotteskrieger, die dem Rest der Welt ihr Religionsgesetz aufzwingen wollen. Die Scharia ist nur Indiz dafür, daß der Fundamentalismus Teil des Islam ist. Anders als friedliebende Muslime gerne zitieren, bedeutet Islam nicht “Frieden”. Islam” bedeutet Unterwerfung, “Islam” fordert Unterwerfung. Nicht freie Entscheidung oder Vernunft.

Nach Grenzöffnung, Verfassungsklagen, Bürgerprotesten, scheint das Land noch immer von der Lähmung befallen zu sein, die von der jahrzehntelangen Methode des “Aussitzens und Ignorierens” ausging.

Was muß geschehen, damit Politiker und Repräsentanten, die gerade dabei sind, sich der zeitgemäßeren Methode der “Unterwerfung” zu bedienen, um den wahren Problemen ihres Landes – mitsamt seines nicht mehr ganz so lammfrommen Volkes nicht in die Augen blicken zu müssen, endlich damit aufhören sich und anderen etwas vorzugaukeln? Wann gelingt es, den Unmut vieler Bürger als Impuls für eine gerechtere Politik zu nutzen?

HANNA RHEINZ

Dieser Essay ist veröffentlicht unter:

www.achgut.com

und wurde von der Autorin am 24. Oktober 2019 aktualisiert.