Man reibt sich die Augen. Was habe ich da gerade gelesen? Nicht nur in der vom Deutschen Parlament herausgegebenen Zeitung “DAS PARLAMENT” Seite 2, Nr.14, 03. April 2023, Seite 2 “Menschen und Meinungen”, sondern auch in diversen Regional-Postillen, die diesen Aufruf zu Haß und Ausgrenzung nachdrucken und landesweit verbreiten. Dieser Text richtet sich an die deutschen Sportler- und Sportlerinnen (einschließlich der sportlichen Kinder und Jugendlichen), und aller Bürger, ob sie nun Sport treiben oder nicht.
Der Autor wird von Bedenken geleitet. Er befürchtet den Mißbrauch von Sportveranstaltungen zur Kriegs-Propaganda. Offensichtlich sollen die Bürger auf den richtigen Weg eingeschworen werden. Einen Weg, der allerdings ein Weg der Ausgrenzung ist, und das Potential zu Haß und Ausgrenzung enthält. Gehören Hetzkampagnenen gegen “Russen” (Russland ist bekanntlich ein Vielvölkerstaat)-, inzwischen zu den Werten, die dem deutschen Sportler-Nachwuchs in Stadt und Land ans Herz gelegt werden sollen?
Worum geht es?
Die Zeitung “Das Parlament” veröffentlicht ein Interview mit dem deutschen SPD-Politiker und Vorsitzenden des Sportausschusses Frank Ullrich, in dem er seine Vorstellungen von einer Wiederzulassung russischer Athleten verbreitet. In diesem Interview wendet er sich gegen die vom IOC geforderten Wiederzulassung russsicher Athleten.
Warum? Sportler treten für ihr Land auf, jedoch nicht als Regierungsvertreter oder als Politiker ihres Landes. Sie vertreten das Volk, nicht dessen Regierung. Wenn sich die Methoden, diese oder jene Staatsbürger aus politischen Gründen zu sperren, durchsetzen, werden vermutlich bald keine internationalen Sportwettkämpfe mehr stattfinden können, denn nur noch wenige Sportler könnten im Kontext internationaler Animositäten -, als politisch korrekt zertifiziert werden. Dafür werden schon die weltweit erfolgreichen Spezialisten für Haß und Diskriminierung in den “sozialen Medien” sorgen …
Rückenwind erhält Ullrich vom Sportausschuß und von Regierungsparteien, SPD, Union, Grüne und FDP, die sich in einer gemeinsamen Erklärung für einen Ausschluß der russischen Athleten einsetzen. Der Sport-Vorsitzende Frank Ullrich befürchtet, eine solche, seiner Meinung nach – “verfrühte” Wiederzulassung russischer Sportler könne von diesen dazu mißbraucht werden, sich gegen die Ukraine politisch zu positionieren und ihre sportlichen Erfolge in propagandistischer Weise zu mißbrauchen.
Doch was ist mit den russischen Sportlern, die Juden sind, Armenier, Georgier, Uzbeken, Malchuten oder Bürger der Ukraine? Was ist mit der unseligen BDS Bewegung (Boycott, Sanctions, Divestment) durch deren diffamatorische Aktionen jüdische Kulturschaffende und andere weltweit verfemt und verfolgt werden?
Das Interview erscheint parallel zum christlichen Osterfest, das in diesem Jahr sowohl mit jüdischen als auch islamischen Festen zusammenfällt -, und man fragt sich, ob die Bibel, die Thora und andere Heilige Schriften des Abendlandes inzwischen bereits auf der Liste der verfemten Literaturen stehen …
Da es keine eigene Spezies der Sportrepräsentanten im Staatsauftrag gibt, sind Sportler zunächst Menschen für die all jene ethischen Richtlinien gelten, die auch für das nicht ausschließlich staatlich, stammesmäßig oder politisch definierte Wesen Mensch gelten.
Wenn diese außer Kraft gesetzt werden, und dazu öffentlich auch noch aufgerufen werden darf, oder sich dies als Politik gebärdet sind wir als Gesellschaft wieder in der Vergangenheit gelandet, als Volkszugehörigkeiten, familiäre Abstammungen und unerwünschte religiöse Bekenntnisse durch Politiker als Ausschluß-Entscheidungen genutzt wurden, und der Rechtfertigung von Haß, Verfolgung, und Ermordung dienten.
“Wer Haß sät, wird Haß ernten”.
In Zeiten wie diesen, in denen Gewalt, Verhöhnung, Haß und Ausschluß an der Tagesordnung sind, ist dieser Aufruf des Sportverbandsvertreters in der Tat “ein falsches Signal”. Statt dieser Warnung vor einer befürchteten G e g e n propaganda, wäre ein Nachdenken über die Menschenrechte keine schlechte Idee – auch für einen Sportfunktionär! Den Ausschluß von Menschen rechtfertigen, seien es Künstler oder Sportler, die das Pech haben, den Paß eines politisch in Ungnade gefallenen Staates in der Tasche zu tragen, widerspricht den Zielen der Ethik ebenso wie der – nicht nur sportlichen (!) – Fairness.
Ein “Russen Raus” darf es nicht geben.
Hanna Rheinz