Schicksale, die dir zugetragen werden. Sie hat ihr Leben lang gearbeitet, galt als Überfliegerin, begabt, kreativ, Akademikerin, einigermaßen gut aussehend, gutes Herz, arme Seele, also die ideale Mischung, um ein Leben lang gemobbt zu werden. Sie hatte halt keine Beziehungen; eine auf dem absterbenden Ast einer aussterbenden Familie, die sie, einen nach dem anderen beerdigte. Keine erkennbaren sozialen Kompetenzen. So jemand braucht ewig, um in die Gänge zu kommen und sich was zu trauen. Sie machte Fehler. Ihr fehlte es an sozialer Geschmeidigkeit. Es ist zu spät, wenn man erst im Treppenhaus erkennt wie man die Situation hätte retten können. Sie arbeitete auf Stellen, wo sie von merkwürdigen Vorgesetzten in merkwürdiger Weise behandelt wurde. Am Ende nur eine weitere Freiberuflerin, die an der Akquise scheiterte.

Ihr Leben verlief, wie das aller anderen. Ohne Bedienungsanleitung. Zu schnell. Zu verwirrend. Ohne vertrauensvolle Bindungen. Sie zahlte ihre diversen Beiträge. Sie lebte in einer begehrten Stadt in einer begehrten Region. Dort, wo du nicht nur wegen Arbeit, sondern auch wegen Wohnraum auf der Hut sein mußt. Sie verlor den ihren. Es folgten Umzüge. Renovierungen. Kündigungen.

Heute erhält sie eine Rente von 460 Euro. Das ist für eine Frau ohne Familie und Anverwandte sogar hierzulande eher wenig. Vermögen ist keines da. Wenn es nicht Menschen gäbe, die ihren Wert erkennen würden, müßte sie als Obdachlose umherziehen.

Das ist Deutschland.

Das reiche Land mit den Reichen, die billiges Fleisch mögen und dabei unentwegt plärren: Was passiert mit unserem Geld? Leute, die so tun, als seien sie immer noch die Welt-Meister. Dabei lassen sie sich von ihrer Kanzlerin am Nasenring durchs Land ziehen. Von einer Maske zur anderen.

Wehe, Du sagst es ihnen!