Angela Merkel, von der nicht bekannt ist, dass sie sich je als Opfer vorgestellt hat, wurde an diesem Ort zum Opfer befördert. Opfer des Landes, seiner Menschen. Uneinsichtig, verbohrt, wie immer. Opfer vor allem, missverstanden worden zu sein.
Dr. Hanna Rheinz Publizistin

VON HANNA RHEINZ
Ein Tag von historischer Bedeutung. Der 9. November, Jahrestag der “Reichspogromnacht”, zugleich 10 Jähriges Jubiläum der Ohel Jakob Synagoge im Herzen Münchens: Die Zelte Jakobs (“Ohel Jakov”) sind bis auf den letzten Platz besetzt. Allerdings nicht mit durstenden Einheimischen, sondern mit Würdenträgern und der politischen Prominenz des Landes. Allen voran die Preisträgerin, Kanzlerin Angela Merkel, die von Charlotte Knobloch, Präsidentin der Jüdischen Gemeinde, die Ohel-Jakob Medaille in Gold erhielt.
Knobloch, die 1985 die erste weibliche Vorsitzende einer jüdischen Gemeinde wurde und von 2006-2010 erste Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, hat in München ein Denkmal mit Symbolkraft bauen lassen, eine Synagoge im Herzen der Stadt.

Die neue Synagoge ist nicht weniger prominent gelegen, als die von den Nationalsozialisten 1938 abgerissene Synagoge unweit des Münchner Stachus. Sie ist seither Besuchermagnet, ein für Touristen und Schulklassen offener Ort, an dem die Judenverfolgung veranschaulicht werden kann.

Merkel und Knobloch und eine Geste der Solidarität
Wer sich fragt, wie eine religionsferne Physikerin nicht nur die von Politikern gerne zitierten “Werte”, sondern Gefühle, allen voran religiöse, zu Grundlagen ihrer Politik machte, ist hier richtig. Ohne Gefühle kein Gedenken. Gefühle sind die Instrumente Vergangenes aufzuarbeiten. Geschichte wird erst begriffen, wenn sie betroffen macht.
Nachgeborene des Tätervolkes und Nachfahren der Opfer treffen aufeinander. Für die Opfer und ihre Nachfahren, ist die Verbindung von Geschichtsverarbeitung, Politik und Gefühl Teil ihrer gelebten Familiengeschichte; Traumatisierung wirkt über mehrere Generationen.
Wie Politik und Gefühl miteinander wirken, lassen Begriffe der Nachkriegspolitik wie „Wiedergutmachung” erahnen. Ebenso die von Politikern angemahnte „Versöhnung”, die umstritten ist, weil sie die Opfer vereinnahmt.
Wer Gedenkstätten besucht erkennt, dass es über die Generationen hinweg eine Art Vererbung des Opfer- und Täterstatus gibt. Das Aufeinandertreffen der Besuchergruppen, hat oft Konflikte zur Folge, die sich entlang der Bruchlinien der Geschichte ereignen; sie spiegeln die Schmerzen der Opfer wieder und die Verbitterung jener Besucher, die als Täternachfahren identifiziert werden.
Drehkreuz München
Seit einem Jahr, als ausgerechnet am Münchner Hauptbahnhof die Kanzlerin sich mit Selfie-Aufnahmen für ihre Grenzöffnung von den Flüchtlingen feiern ließ, erleben wir, wie die bedächtige und vernunftgeleitete, oft zögerliche Kanzlerin sich zu Gefühlskapriolen verstieg, die merkwürdig ich fremd bleiben. Dessen ungeachtet, wurde die Bundesregierung Vorreiter dabei, in seltener Einmütigkeit ihre politische Vernunft über Bord zu werfen, um Gefühle und fromme Wünsche an die Stelle von Diplomatie und Schutz der Staatsgrenzen und des Volkes zu setzen. Motive, von Selbstgerechtigkeit und und Allmachtswünschen getragen, die psychodiagnostisch der pathologischen Art zugeordnet werden müssen.
Angela Merkel wurde plötzlich zur Kanzlerin der politisch naiven, sprunghaften Gefühlswallungen. Diese stehen historisch leider auch in der Tradition jener Politiker, die sich der Emotionen bedienen, um ihr Volk zu lenken, und sei es ins Desaster. Das Ziel, die eigene Macht mit allen Mitteln, und sei es durch Lügen (vulgo: Propaganda) durchzusetzen.
Dass Kanzlerin Merkel edle, von religiösen Werten getragene Motive antreibt, machte der Laudator, Oberrabbiner Arthur Schneier von der Park East Synagogue, New York, bei der Preisverleihung deutlich. Er zeichnete Merkels Politik mit den besten jüdisch-christlichen Werten aus.
In seiner Lobrede erscheint die Kanzlerin als eine Art Prophetin in göttlichem Auftrag; das Ziel, die Unterdrückten aller Völker in die Bundesrepublik umzusiedeln und daselbst zu erretten. Was die einheimische Bevölkerung dazu meint, ist kein Thema, sieht man von den üblichen “Hetzern” und “Hassern” ab, den Neonazis, der Pegida und der “Alternative für Deutschland (AfD), die als Volksfeinde in düsteren Farben das Land wie die Krätze heimsuchen.
So sehr man Merkel die goldene Medaille gönnen mag, wirkt diese Preisverleihung befremdlich. Zum einen trat die Physikerin in der Vergangenheit, trotz ihres evangelischen Pastoren-Vaters, keineswegs religionsaffin auf. Zum anderen trägt gerade in Deutschland die Nähe von Staat und Kirchen den Hautgout von Adolf Hitlers Kirchenverträgen, die im “Reichskonkordat” aus dem Jahr 1933 abgeschlossen wurden.
Der Blick auf die Nachbarstaaten, zeigt das Ausmaß der Realitätsverleugnung. In Frankreich, Belgien, Schweden packen Juden gerade ihre Koffer, um zu Tausenden aus ihrer Heimat zu fliehen. Als Folge der massiven Judenfeindschaft, die muslimische Flüchtlinge in ihrem Gepäck haben.
Ein böses Omen auch, Merkel hat vergessen, dass es Faktoren sind wie das Prinzip der Trennung von Staat und Religion, Anerkennung der Grundgesetze, der Gleichheit aller vor dem Gesetz, der Verhinderung von rechtsfreien Räumen wie Paralellgesellschaften mit eigenen Gesetzbarkeiten, sind, die freiheitlich demokratische Gesellschaften ermöglichen. Toleranz ist immer die Toleranz des anderen. Alles andere ist, Sonderrechte fordern.
Das Gerede davon, der Antisemitismus sei “in der Mitte der Gesellschaft angekommen”, macht einen geographisch und logisch nicht nachvollziehbaren Bogen um die No-Go-Zonen der Vorstädte heißen sie Dortmund, Hamburg oder Wanne-Eickel.
Könnte es sein, dass diese Preisverleihung nichts ist als ein Ablenkungsmanöver?
Dass Normalität suggeriert werden soll, die es eigentlich nicht gibt?
Dass ausgerechnet eine “jüdische” Preisverleihung dies nahelegt, erscheint als Paradoxie; der Verdacht, dass trotz Gedenkstätten, trotz Gedenkveranstaltungen, nur wenig, wenn überhaupt, aus der Geschichte gelernt wurde…
Angela Merkel wurde als Opfer dargestellt
Angela Merkel, von der nicht bekannt ist, dass sie sich je als Opfer vorgestellt hat, wurde an diesem Ort zum Opfer befördert. Opfer des Landes, seiner Menschen. Uneinsichtig, verbohrt, wie immer. Opfer vor allem, missverstanden worden zu sein. Folge ihres Alleingangs bei der Öffnung der Grenzen, von deren rechtlicher Problematik überraschenderweise nicht mehr die Rede war.
Der Preis erscheint somit als eine Art Wiedergutmachung, wie die Preisstifter Opfer eines uneinsichtigen Volkes geworden zu sein, das in bekannter Fremdenfeindseligkeit, seine Islamisierung nicht wünscht, ebenso wenig die Errungenschaften globaler Gesellschaften. Stattdessen ein Rückfall in rechtsnationales Gedankengut.
Die Medaillen-Gabe erweist sich somit als Geste der Solidarität jüdischer Repräsentanten mit ihrer Kanzlerin. Deren politischer Alleingang, wie sie Verfassung und Gesetze missachtete, die diese Demokratie schützen sollen, gerät in den noblen Worten zum Rat, sei ein “mensch”, eine gute Seele, teile mit anderen, vor allem mit Israel, deiner Heimstatt. Haben wir uns so etwas nicht alle sehnlichst gewünscht, damals in den Zeiten unserer Verfolgung?
Ohne die gutgemeinten Absichten zu übersehen, weist dies “du bist nicht allein” nicht mit streng erhobenem Zeigefinger auf den tiefen Spalt hin, der sich mitten durch die Gemeinschaft der Preisstifter zieht?
Eine Spaltung zwischen jenen, die Angst haben um ihre Zukunft, doch zu arm sind, um auszuwandern, und jenen, die jederzeit ihre Koffer packen können, um woanders zu leben; ihre Kinder sowieso.
Die berechtigten Sorgen von Menschen, die ihre Kinder nicht auf Privatschulen schicken, oder im Ausland arbeiten können, werden nicht ernst genommen. Die Gewalt gegen Kinder, Mädchen, Frauen, die alltäglich geworden ist, der Abbau der Rechte der Frauen, der Mädchenbildung, Kinderheirat, Polygamie, Gewalt gegen Frauen, – wird nicht all dies wird stillschweigend in Kauf genommen?
Der Schnellstart in die neue globale Wertegesellschaft
Der Kanzlerin wird ein Lorbeerkranz geflochten. Und schon erkennen alle, dass sie eine Art Doppel-Prophetin ist: auf der einen Seite baut sie jüdisches Leben auf, will es staatlicherseits bis nach Israel hinein verteidigen, auf der anderen Seite betreibt sie, unverzagt und den Ewiggestrigen zum Trotz, die religiöse Rundum-Erneuerung ihres Landes; zum Trost der einheimischen Bedenkenträger verkauft sie die Islamisierung als Schnellstart in die neue globale Werte-Welt.
An “Eindringlichen Warnungen” fehlte es nicht.
Doch an wen richten sie sich? Und vor allem: Vor wem wird hier eigentlich gewarnt? (Die Antwort lautet natürlich: Vor dem eigenen Volk. Merke, Merkel: Der schlimmste Feind ist immer das eigene Volk. (Womit dessen Kontrolle außer Zweifel steht).
Und um nichts anderes geht es hier doch.
Die Faszination eines Systems, das sich der Unterwerfung (“Islam”) unterworfen hat!
PS: Einen einzigen Leserkommentar ließ der “Focus” unter seinem Bericht zu: Unter der Überschrift „Fürchterlich” schreibt ein Leser:
„Mit jeder Medaille und Auszeichnung verliert die Pfarrerstochter mehr an Bodenhaftung. Und das ist nicht zum Wohle der deutschen Bevölkerung.”
Dezenter kann Kritik nicht ausfallen.
Copyright: Dr. Hanna Rheinz

Dieser Artikel erschien in der HUFFINGTONPOST Deutschland, Im Jahr der unkontrollierten Grenz-Öffnung durch Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel