KÜNSTLER ABSCHAFFEN !

Wer Online berufstätig ist, und zwar im Bereich bildender Kunst und eine Webseite betreibt, hat neuerdings immer zu tun. Aus aller Welt flattern dir Einladungen ins Email-Postfach. Angebote zu Ausstellungen, zu Veröffentlichungen. Alles bestens. Optimale Vernetzungen, immer was zu tun, kann man sich eine Weile einreden. Wogen der Wertschätzung werden dir entgegen gebracht.

Doch all diese Angebote und Einladungen haben einen Haken. Sie dienen nicht dem Menschen, der angeschrieben, umworben, eingeladen wird, sondern virtuellen Entitäten und deren einstweiligen Drahtziehern, meist immer noch Menschen, die irgendwo zwischen den USA und China zu Hause sind. Ein Impressum, eine reale Kontaktadresse fehlt zwar, doch gibt es andere Anhaltspunkte. Menschen, die vermeintlich für Künstler, in Wirklichkeit für andere Interessen, Handlangerdienste verrichten, um den Bots und Datenbanken der Künstlichen Intelligenz, Abteilung Kunst, auf die Sprünge zu helfen. Künstler aus Fleisch, Blut, Hirn, werden schon bald überflüssig sein.

Wer sich die “Handschrift” (ich nenne das in alter Gewohnheit noch mal so) und den Stil dieser Ausstellungen genau ansieht, merkt, da stimmt etwas nicht. Alles so glatt, eben, perfekt, farblich und kompositorisch “gelungen” …

Wer jemals in einem realen Museum, in einer realen Kunstausstellung war, weiß noch wie es aussieht, wenn ein paar Dutzend Künstler zu irgendeinem Thema ausstellen. Jeder hat seinen eigenen Stil. Seine eigene Palette. Jeder hat seine individuellen Ecken und Kanten und oft auch Stilbrüche. Nicht jedes Bild eines Künstlers aus Fleisch und Blut, ist ein Meisterwerk, nicht jedes vermag das Auge oder den Geist zu stimulieren.

In den virtuellen Ausstellungen hingegen uniso: Perfektion. Sie schmeichelt dem Auge, doch es graust der Seele. Allerdings kann nicht jeder mehr erkennen, das da etwas nicht stimmt. Mir sträuben sich die Haare, die Mehrheit ist begeistert angesichts dieser “Perfektion”.

Daß die Bots der KI, der Künstlichen Intelligenz, Englisch Artificial Intelligence (AI) ursprünglich von den Menschen lernten und zwar von jedem Künstler aus Fleisch und Blut, der lebt oder je gelebt hatte, steht außer Frage. Doch sie lernen schnell. Sie werden von Daten gefüttert, die ihnen von Menschen eingetrichtert werden und haben diese dann variiert. Heute sind sie bereits weitgehend selbstständig und folgen ihren eigenen Datengängen.

Mit anderen Worten: Sie haben längst damit begonnen, die Menschen abzuhängen.

Die Künstler bleiben auf der Strecke. Ihr Wert für die Gesellschaft und die Kultur wird abgeschafft. Was bleibt sind perfekte Elaborate, an denen der eine oder andere noch Spuren eines bekannteren Malers oder Bildhauers zu erkennen vermag. Für die Allgemeinheit hingegen ist der ursprüngliche Datengeber, die künstlerische Inspiration, längst verschwunden. Was bleibt ist ein Name, ein “Künstler”, ein Fake, hinter dem sich der Bot verbirgt, der für den Bereich Ästhetik, Design, Kunst eingesetzt wird. Daß er einen klingenden, nach Menschen klingenden Namen nutzt, gehört zum Geschäftsmodell.

Das Internet ist längst zu einem Ort geworden, in dem die Transformation der Kultur der Menschheit voranschreitet, um einer neuen Welt zu weichen, in der wirkliche Menschen zu Randfiguren, und vermutlich sogar zu Verfolgten werden könnten.

HANNA RHEINZ