AKTUELL:

27. Januar 2023

THE STORY OF ART WITHOUT MEN by KATY HESSEL

Daß die Kunstgeschichte die Arbeit von Künstlerinnen ausblendete, liegt natürlich nicht nur an einem Klassiker der deutschen Kunstgeschichte, sondern daran, daß Frauen vielfach noch immer – und zwar weltweit – übersehen werden, wenn sie künstlerisch tätig sind. Kreativität ist keine geschlechtsabhängige Eigenschaft, sondern eine Begabung und Arbeitsmethode, die weltweit unter beiden Geschlechtern verteilt ist. Allerdings haben Kunsthistoriker bis weit ins 20. Jahrnundert die Werke von Frauen weitgehend übersehen. Der wohl folgenreichste Fall dieser Wahrnehmungsstörung wurde in der Kunstgeschichte von einem deutschen Kunsthistoriker begangen: Ernst H. Gombrich. In seiner “Geschichte der Kunst” – ein zu recht viel gelobter Klassiker der Kunstgeschichte.

“Eines der berühmtesten und populärsten Bücher, das je über Kunst geschrieben wurde; seit fünf Jahrzehnten ein Weltbestseller, in 34 Sprachen übersetzt
– Präsentiert die Geschichte der Kunst als eine sich entfaltende Erzählung – „ein lebendiges Glied, das unsere Zeit immer noch mit dem Zeitalter der Pyramiden verbindet“
-Seine anhaltende Popularität verdankt das Werk dem direkten und einfachen Schreibstil sowie der Fähigkeit des Autors, die Dinge auf den Punkt zu bringen
-Profundes Wissen und Weisheit werden mit der einzigartigen Gabe vereint, diese auch vermitteln zu können”.

Gombrichs “Geschichte der Kunst” hat einen – in den Lobreden verschwiegenen – Mangel: Gombrich hat eine Kunstgeschichte verfaßt, in der nicht EINE einzige FRAU als Künstlerin genannt wird! Bis vor kurzem keine Seltenheit und vor allem – von der Öffentlichkeit unbemerkt. Nicht nur Männer vertraten jahrhundertelang die Ansicht, daß schöpferische Werke nicht von Frauen stammen können. Dabei arbeiteten Frauen seit je in kunsthandwerklichen Berufen und Werkstätten, sie studierten an den Kunstschulen und Akademien, die Ausgangspunkt für die Laufbahn bildender Künstler waren. Frauen wurden nur selten als Künstlerinnen wahrgenommen. Und sogar in ihrer Zeit berühmte Künstlerinnen wurden von der Nachwelt, Gombrich ist nur ein Beispiel von vielen, übersehen und verschwiegen. Sie waren die ausgelöschten Genies neben jenen, die in die Geschichte eingingen und noch heute gefeiert werden.

KATY HESSEL hat sich mit ihrer Geschichte der Kunst ohne Männer auf diesen Mangel, dieses Verschweigen der Arbeit der Künstlerinnen bezogen und somit eine “Antwort” auf Ernst Gombrichs Werk verfaßt.

Ihr Werk:THE STORY OF ART WITHOUT MEN, erschien bei Penguin RANDOMHOUSE UK und inzwischen auch auf Deutsch unter den im Deutschen mißverständlichen Titel “The Story of Art without Men – Große Künstlerinnen und ihre Werke aus weiblicher Perspektive” im PIPER Verlag. Das Buch erschien im Piper Verlag also unter seinem englischen Titel, d.h.nicht mit dem eindeutigen Begriff “Kunstgeschichte” oder “Geschichte der Kunst”, sondern dem herabmindernden Begriff “Story”, die im Deutschen eben nur “eine Story” sein kann, also einen negativen und abwertenden Beigeschmack hat. Ein solches (Miß)Verständnis jedoch richtet sich allerdings auch gegen Gombrichs hochgelobten “erzählerischen Stil” !

Aber vermutlich geht der Piper Verlag davon aus, daß die Landessprache in Deutschland “Denglisch” ist, also natürlich nicht Englisch, aber schlechtes Deutsch, und die Leser nicht über diese Merkwürdigkeit stolpern … ?

Mein Text über Katy Hessels Werk bezieht sich im folgenden auf die englische Fassung: …folgt …

16. Mai 2022

VORSICHT: HUMOR!

Selten hat mich ein Bilderbuch so deprimiert. Dabei war mir das Thema wie auf den Leib geschnitten. Was ich vermutlich mit den anderen 99,99 % aller Leser/Rülps***Innnen teilen werde. Ach je. Dann las ich es noch mal. Die Cartoons sind Spitze. Allein … so sieht also eine Welt aus, in der Menschen nur noch als Spiegelhalter eine Rolle spielen, versuchte ich mich zu trösten und las es noch ein weiteres Mal. Das Urteil ist unverändert. Doch ich wünsche dem Buch trotzdem viele Leser undsoweiter, denn in seiner Weise ist es eine ziemlich gute Beschreibung eines Gemütszustandes, der in dieser Radikalität selten so genau erfahrbar, oder genauer : durchlitten werden kann.

Es geht um einen “Admiral”, oder so wie man ihn sich vorstellen könnte. Ein alter, weißer Mann, der offenbar nie irgendwelche wichtigen Orden abbekommen hat, und vor allem keinerlei menschliche Beziehungen hat, weder Frau, Freund, Kind, noch Haustier und total solo Zeuge seiner Aussortierung aus der Welt, also aller wichtigen, mitten in der Society (ich nenne das hier aus Eigen-Authentizität gerade nicht: Leben!) also reichlich isoliert unter Zeitgenossen, die anders als er – als gut vernetzte und gefragte Figuren um ihn herum und auf und davon navigieren. Der Admiral versucht dieses und jenes, hier hat sich der “Gestalter”, der Cartoonist HENNING CHRISTIANSEN aus der Hansestadt Hamburg einiges einfallen lassen, unter anderem eine cartoonistische Abarbeitung von Elisabeth Kübler-Ross` Trauerstadien, die allerdings verehrter Herr Christiansen bzw Media Buchverlag, von dem inzwischen ausgestorbenen Gefühl der EMPATHIE, d.h. dem WOHLWOLLEN MENSCHEN GEGENÜBER getragen waren! Aber die, das hab ich nun kapiert, ist inzwischen auch totgeimpft und aussortiert worden

Cave: Dies ist nicht politisch oder virologisch zu verstehen!

Wer Schwarzen Humor liebt, sollte zu diesem gut aufgemachten Cartoon-Portrait eines vollkommen heruntergekommenen, beziehungs- und bindungslosen, unnützen, nur noch als Reinkarnation (samt Geschlechtswechsel) verwertbaren “Admirals” greifen. Das hier angesprochene Lebensgefühls freilich ist – nachdem nun ganze Generationen entlang der grandios-narzißtischen Social Media Welten etcetera aufwachsen, fühlen, denken und ausschließlich in deren hohlen Rastern und menschenleergefegten Räumen zu begehren und zu urteilen vermögen, inzwischen so sehr die einzig wahre Realität geworden, daß es verdammt schwer ist, dieses Buch nicht als augenfreundliche Dokumentation des modernen Alterns zu lesen und … daran zu verzweifeln …

Auch in dieser Hinsicht ist der Untertitel: ERKENNE DEINEN INNEREN ADMIRAL!

für einen Menschen in noch-nicht-virtuell-zwangskorsettierter-Variante inmitten seiner unweigerlich voranschreitenden Altersstadien, verdammt deprimierend. Denn nun weiß er/sie/es/cis/frans/trans/cum/bi/wum/also wirklich jeder … Ach je, Es gibt gar keine anderen ANDEREN mehr…

Mit anderen Worten und todsicher: Interessante Zeiten im Raum des finales Vergnügens!

wünscht Hanna Rheinz

HENNING CHRISTIANSEN: DER ADMIRAL – ALT/WEIß/ABGEMELDET

Copyright: 2022 Klaas Jarchow Media Buchverlag GmbH & Co.KG

Gestaltung.KJM-BUCHVERLAG Hamburg 2022 ISBN 978-3-96194-174-2

5. Januar 2022

Ein Buch über Bücher & Bibliotheken

Richard Ovenden, Direktor der Bodleian Library in Oxford, stellt an den Anfang von “Bedrohte Bücher – Eine Geschichte der Zerstörung und Bewahrung des Wissens” den assyrischen König Assurbanipal . Bereits in den Bibliotheken Mesopotamiens sei vor über 2500 Jahren der Nutzen von “Metadaten” zur Kategorisierung und Ordnung ihrer eingeritzten Tontafeln entdeckt worden. Daß die Daten dieser uralten assyrischen Clay Tablets heute in vielen Fällen rekonstruiert werden konnten, dürfte zu den Ironien der Geschichte gehören, denn die Haltbarkeit und Stabilität dieser in Lehm geritzten Datenträger ist mit den Tablets und digitalen Datenträger unseres Zeitalters nicht zu vergleichen: der Inhalt der ersten Generationen unserer elektronischen Speichermedien, sogar ihrer Premiumversionen aus den Häusern Apple oder Microsoft, ist längst verblichen…

Neben Pergamon gehörte Alexandria zur wohl berühmtesten Bibliothek aller Zeiten (es waren mehrere), wohl auch weil sie die Phantasie der Menschen berührte und ihre Zerstörung zahlreiche Narrative ins Leben rief. In erfrischender und englisch nüchterner Weise stellt Ovenden der “barbarischen Version” der Brandstiftung seine eigenen Erkenntnisse über den Niedergang der Bibliothek von Alexandria gegenüber:

“Alexandria ist weniger ein Beispiel für die verheerenden Auswirkungen barbarischer Ignoranz, die über ziviliiserte Wahrheit siegt, als eine Mahnung vor den Gefahren einer schleichenden Vernachlässigung durch Unterfinanzierung, mangelnde Priorisierung und genereller Mißachtung der Institutionen.”

In der Neuzeit sind in Kriegen und bei kulturellen Umbrüchen, etwa dem Übergang vom Katholizismus zur Reformation, Bibliotheken im Rahmen der Verwerfung alter Ideale und Lebensetiketten und ihrer Ersetzung durch neue Gepflogenheiten -, Kulturgüter von der Sprache bis hin zur Kunst – brutal zerstört worden.

Neue Ideale und Lehren können Bilderstürme auslösen, denen die eben noch unter Opfern, Kriegen, Raubzügen gesicherten Kulturschätze – nun zum Opfer fallen. Sammlungen werden zerstört, weil neue Direktiven, neue Orientierungen, neue Direktoren durchgesetzt werden. Die Geschichte ist reich an Bilderstürmen und der Etablierung neuer Glaubenslehren durch Ausrottung der vorgefundenen.

Das zentrale Ereignis, das die Bibliotheken in England in größte Gefahr brachte, war der Wunsch des Königs Heinrich VIII. sich von seiner angetrauten Ehefrau Katharina von Aragon scheiden zu lassen, um seine Geliebte Anne Boleyn zu heiraten. Um dies zu bewerkstelligen, schloß der König und seine Entourage sich der in Deutschland brodelnden Reformationsbewegung an und läßt nach jahrelangen Verhandlungen mit dem Papst schließlich die Klöster und ihre Bibliotheken auflösen, mit Schätzen, die einst vor den Wikingerangriffen gerettet werden konnten! Handschriften und Buchsammlungen wurden vernichtet oder in alle Welt verschleppt. Etliche Kulturschätze Englands und Irlands gingen so verloren.

Ovenden zeigt die Entwicklung der Wissenskammern auf, beginnend mit den Universalbibliotheken der Antike über die Klosterbibliotheken und Archive des Mittelalters und des englischen Katholizismus bis hin zur Reformation und Gegenreformation mit ihren umfangreichen Neuordnungen und der Gründung der ersten Bibliothek nach modernem Vorbild durch Bodley` in Oxford im Jahr 1647. Das Katalogwesen und die Systematisierung des weltweiten Wissens standen dort fortan an erster Stelle, ganz im Sinne des Mottos von Gabriel Naudé (1647):

“Da nichts eine Bibliothek empfehlenswerter macht, als wenn ein Jeder dort das findet, was er sucht.”

Was in der heutigen Zeit geschehe, kritisiert der Autor, sei nicht nur ein weiterer Angriff, sondern die schleichende Zerstörung des Wissens selbst. Wissen, das in Büchern und Bibliotheken jahrtausendelang archiviert worden sei.

Daß viele Ereignisse in gewissen Zeitabständen zu Wiederholungen neigen, und in ihrer scheinbaren Unabwendbarkeit mit den Zyklen und Rhythmen der belebten Natur in Verbindung zu stehen scheinen, gehört zu den Paradoxien der Geschichte. Mit den besten Absichten sind die unheilvollsten Entwicklungen in Gang gesetzt werden. Ein Übel, das nicht erst mit der Moderne in die Welt kam.

In der heutigen Zeit geht der Angriff auf die Kultur- und die Bildungsgeschichte der Menschheit von der Digitalisierung aus. Als Folge der Digitalisierung, so Ovenden, werde die Privatisierung des Wissens angestrebt; gleichzeitig würden die öffentlichen Bibliotheken zu Tode gespart. Hand in Hand damit finde eine Enteignung statt: Bibliotheken und Archive “geraten ins Visier von Einzelpersonen, Gruppen oder sogar Staaten, denen daran liegt, die Wahrheit zu leugnen und die Vergangenheit auszulöschen.”

Dabei seien “Technologieunternehmen herangewachsen, welche die Speicherung und Übermittlung von Wissen in digitaler Form effektiv privatisiert haben.” Funktionen von öffentlich finanzierten Bibliotheken und Archive seien damit “in den kommerziellen Bereich verlagert” worden.

Durch die Vereinnahmung des Öffentlichen Wissenszugangs durch private Verwerter, die das in Bibliotheken und Archiven öffentlich zugängliche Wissen für eigene Zwecke privatisiere, – gerate nicht nur “die offene Gesellschaft”, die Demokratie, die Rechtsstaatlichkeit, die Freiheit der Bürger in Gefahr, sondern

“Die Wahrheit selbst ist in Gefahr.”

Richard Ovenden: Bedrohte Bücher – Eine Geschichte der Zerstörung und Bewahrung des Wissens” , Suhrkamp Verlag 2021, 416 Seiten

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8.12.2021

„Faszination Krake“ gewinnt den EMYS-Kindersachbuchpreis!

Verlag und Buchcontact geben bekannt:

“sensationelle Nachrichten für Michael Stavarič, Michele Ganser und das Team von Leykam Verlag aus Graz und Wien:

Faszination Krake” hat den EMYS-Kindersachbuchpreis im Monat Dezember gewonnen!

Mit diesem Preis werden besondere, fachlich kompetente und ansprechend aufbereitete Sachbücher für Kinder oder Jugendliche ab 6 Jahren ausgezeichnet. Er wird vom Verein proWissen Potsdam in Kooperation mit der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam und der Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen e.V. monatlich verliehen.

Zu „Faszination Krake” verkündet die EMYS-Jury:

Dieses Buch ist eine Freude für alle, die sich mit Kinderliteratur beschäftigen. Wir freuen uns, dass der EMYS-Sachbuchpreis im Dezember 2021 an ein Buch aus dem ersten Kinderbuchprogramm des Leykam Verlages geht.

Weitere Informationen zum EMYS-Sachbuchpreis finden Sie unter: www.emys-buchpreis.de.

Aufwendig illustriert, lustig und lehrreich, ohne didaktisch zu sein – das klimaneutral gedruckte Buch eignet sich mit seiner hochwertigen Ausstattung hervorragend als Weihnachtsgeschenk.”

18. Oktober 2021

OKTOPUS – AUS DEN WELTEN DER KOPFFÜßER

Buchbesprechung von Hanna Rheinz

Kopffüßer haben schon immer die Fantasie der Literaten und Zeichner beflügelt; bizarre Welten faszinieren, auch wenn sie nicht immer naturwissenschaftlich abgesichert sind. Eine andere Herangehensweise bietet nun dieses Kinderbuch. Die Spannung stammt aus den Erkenntnissen der Naturwissenschaften. Fabuliert, geträumt, imaginiert wird eher nicht: es wird nachgedacht, errechnet, gefragt.

Zum Beispiel mit der Frage, wie der fließende Bewegungsablauf der Kraken zustande kommt und welche Potentiale darin liegen; der gesamte Körper dieser Wesen ist das Gehirn! Mit Hunderten von Saugnäpfen und einer überschaubaren Zahl von Tentakeln können Tintenfische “denken” und zielführend handeln. Menschen mit ihrem erdenschweren Skelett belastet und begrenzt, ist dies unmöglich. Ihnen bleibt nur “Gelenkigkeit”. Die Gelenke, nicht der eigene Wille, nicht der Wunsch, begrenzen ihren Bewegungsraum. Die Kopffüßer sind in der Lage ihren ganzen Körper mittels absichtsvoller, eigenständiger Steuerungen zu bewegen und ihre Ziele gleitend und schwerelos zu erreichen. Verbunden mit ihrer besonderen Intelligenz und Bewegungskomplexität, können die Kopffüßer als die wahren Aliens gelten: Wesen, die aus einer anderen Welt zu stammen scheinen.

Ihr Habitat liegt in den Tiefen der Ozeane. Eine Welt, die mit dem Universum, den Planeten und Galaxien überraschende Gemeinsamkeiten aufweist. Michael Stavaric, der Autor dieses Buches, hat sich vorgenommen seinen Lesern diese fernen und befremdlichen Lebenswelten der Kopffüßer näher zu bringen. Seite an Seite mit den hervorragenden Illustrationen von Michèle Ganser ist dem Leykam-Kinderbuchverlag, Wien ein hervorragendes Buch gelungen für Kinder vieler Altersstufen, worunter auch eine Vielzahl von Erwachsenen zählen wird.

Das Buch ist in anrührender Weise einer anderen “aussterbenden Art” gewidmet.: Den Menschen, die Bücher lesen und sich gerne in den Welten aufhalten, die Bücher zu erschaffen vermögen. Ein ganz besonderer Mensch dieser Art war eine Buchhändlerin: “Monika Külper, der besten und belesensten Buchhändlerin der Welt“, ist dieses Buch zugeeignet. Monika Külper lebt nicht mehr. Ihre Buchhandlung in Buchholz jedoch wird in ihrem Sinne weitergeführt: aus Liebe zum Buch, zu den Menschen, zur Menschlichkeit. Kein leichter Weg in unserer Welt der globalen Ketten, die alles platt machen wollen, was ihnen im Weg steht.

Wissens-Lust steht im Mittelpunkt dieses Buches. Sie wird im plaudernden Ton und im Zwiegespräch mit dem imaginären Zuhörer vermittelt. Es dauert zwar eine Weile, – der Leser muß zunächst den Weltenraum abreisen, bevor er zum Thema, in der Welt der Kraken, Kalmare, Sepien ankommt.

Die Bandbreite der Themen ist beachtlich: Von der Bionik, die sich von den Funktionsabläufen und Mechaniken der Natur- und Tierwelt inspirieren läßt, über die Kryptozoologie bis zur Verhaltenforschung, gezeigt an der Raffinesse – mit der Tintenfische sich verteidigen:

Wenn sie sich bedroht fühlen, verbergen sie sich inmitten ihrer selbst erzeugten dunklen, sie selbst vernebelnden “Tinten”- Wolken. Und diese Absonderungen enthalten ausgerechnet Dopamin, das die besondere Befähigung hat, freundliche Gefühle auszulösen. Kämpferische Absichten, sogar der Hunger nach einem Tintenfisch-Mahl verflüchtigen sich, und angenehme Gefühle durchfluten den Angreifer – und auch den Angegriffenen. Sie hemmen jedwede Kampfbereitschaft. Eine Kriegsführung, die – würde sie doch endlich einmal von Menschen eingesetzt – die Zukunft unseres Planeten und seiner Bewohner besser sichern könnte als neue Waffensysteme!

Auch Farbwechsel und die enorme Gelenkigkeit und Stärke der Kraken sichern ihr Überleben. In den Worten von Michael Stavaric “Kraken sind wahrlich unübertroffene Meister der Verwandlung.”

Die Illustrationen mäandern entlang der Motive Dunkelheit, Wasser, Meeresbewohner. Die Fähigkeit dieser Geschöpfe sich durch selbst erzeugte Leuchteffekte – ein Licht in der Finsternis anzuknipsen, das Phänomen der Bioluminiszenz -, wird von der Illustratorin Michèle Ganser dargestellt, indem sie aus dem monochromen Schwarz-Grau dieser Unterwasserwelten ausbricht und goldene Sonnen aufscheinen läßt.

Die Zielgruppe des Buches, also die Kinder, werden allerdings überraschenderweise dazu aufgefordert diese Perfektion der Illustrationen schnellstmöglichst wieder zu verändern, und sie mit Buntstiften und Markern zu übermalen.

Der bibliophile Mensch gerät dabei ein wenig aus der Fassung. Ausmalen! Damit alles wieder so wird wie anderswo? Grell, farbstark? Eigentlich schade… Zumal auch die Papierqualität mit ihrer glatten Oberfläche nicht so recht zum Übermalen geeignet ist. Das pädagogische Ziel, die Lust am Gestalten – könnte besser durch ein beigelegtes Malheftchen aus Zeichenpapier erreicht werden!

Das Buch ist ein großartiges “Bilder-Buch”, doch der Text und die Fragen richten sich nicht an Kleinkinder, es sei denn, die Eltern bedienen sich der altmodischen, aber wirkungsvollen Methode des Vorlesens.

Ältere Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene werden das Buch mit Gewinn lesen. Sie werden Neues über das Leben der Kraken lernen, und darüber, wie man die Aufmerksamkeit der Kinder zu fangen und zu halten vermag: Immer dieses Grausen vor allem “Unterirdischen”… Dabei ist es nur ein Spiegel der anderen Welt – weiter oben. Gab es da nicht diese alte chinesische Weisheit, was unten ist, entspricht dem was, oben ist? Die Ozeane entsprechen dem Weltall, der Blick in die Tiefen des Meeres entspricht dem Blick nach oben, auf die Sterne und Galaxien des dunklen Nachthimmels …

Dreh- und Angelpunkt sind nicht nur die Geschichten, die der Autor zu erzählen vermag, sondern vor allem die Fragen, zumeist acht an der Zahl, damit sie das Symbol der Unendlichkeit wiederspiegeln; Fragen, mit denen er die kleinen und großen Leser dazu auffordert, nachzudenken, nachzuforschen, Antworten zu finden. Und schließlich – eigene Geschichten weiter zu erzählen…

Die Kinder werden auf vielfältige Weise einbezogen. Kinder, die anders sind, zum Beispiel besonders schnell Kopfrechnen können, werden angesprochen, andere, die immer alles besser wissen. Und etliche Kinder hat der Autor dazu bewegen können, Fragen zu stellen. Die hat er dann in sein Buch aufgenommen: Zum Beispiel die für das Leben der Krake so zentrale Frage: Wie fährt ein Meerestier zur Schule? Mit dem Oktobus, wie Lara und Mailin aus Graz erkannt haben.

Was hätte ich dafür gegeben als Kind ein solches Buch in die Hände bekommen zu haben! Wer mit solchen Büchern aufwächst ist für eine Welt ohne Bücher verloren. Ob das heute immer noch gilt, sei dahin gestellt. Besonders faszinierend, Horrorgeschichten aus der Mythologie und der Literatur früherer Jahrhunderte. Sie stehen im Mittelpunkt der Begegnung von Mensch und Krake. Eine Begegnung, die meist tödlich ausgeht … dies Aufeinandertreffen des Menschen mit dem vielarmigen “Monster der Meere”. Das erzeugt Spannung! Und sie kann mittels selbst erfundener Horrorfantasien weiter entwickelt werden. Nicht immer müssen sie für den Kraken – oder den Menschen – tödlich ausgehen…

Die Gefühlswelten, die der Autor anregt und – dies spiegelt sich in den Fragen, die von den Kindern gestellt werden, bewegen sich im Bereich der Gags, Bonmots und Witze. Dies schafft Distanz. Eine Freundschaft von Mensch und Krake wird den Kindern nicht vorgegaukelt. Daher bleibt auch die Entdeckung im Hintergrund, daß Kraken und andere Tintenfische überaus intelligent und lernfähig sind und mit Menschen interagieren, ja Freundschaften schließen können – wie in Experimenten nachgewiesen wurde. Doch die Welt der Kraken scheint auf einem anderne Planeten zu liegen. Sie ist für Kinder nicht greifbar. Allernfalls Taucher können zu ihnen vorstoßen. Dies mag auch dazu führen, daß – anders als Menschenaffen – Kraken weiterhin gejagt und gegessen werden. Ohne erkennbare Skrupel und ethische Einwände. Müssen die Kraken ihre Waffen der Freundlichkeit mittels Dopaminausschüttung erst durch andere Methoden ersetzen? Ihr Verhalten gibt Rätsel auf, und konfrontiert uns mit zentralen Fragen unserer eigenen Welt:

Hängt das Überleben stets vom erfolgreichen Töten des anderen ab? Kann es nur durch Ausrotten der Feinde gesichert werden? Selbst die Riesenkraken werden dann vielleicht ihre raffinierte Kriegsführung, Feinde durch biochemisch vermittelte Freundlichkeit via Dopamin – abzuwehren, aufgeben und stattdessen den Trick einer kleinwüchsigen Unterart wählen. Die machen sich selbst als nicht zum Verzehr geeignet … und sondern ein Gift ab, das jeden Angreifer, der sie sich einverleibt, dahinrafft und tötet.

Dieser postmortem sich einstellende “Sieg” des einen über den anderen, stellt eine bedrückende Parallele dar zu den außerhalb des Wassers lebenden Erdbewohnern: der Spezies Mensch. Verzehrt und … vergiftet. Folglich Mausetot!

Können nur so die Milliarden Tintenfisch-Gourmands weltweit final in die Flucht geschlagen werden, könnte man an dieser Stelle verwundert fragen …

Die beiden Buchautoren haben diese Thematik nicht angesprochen. Sie gehen nicht so weit. Sie ersparen ihren Lesern – mit guten Gründen – diese Werte-Debatte und raten zu einem naturwissenschenschaftlich kühlen Blick auf diese Kreaturen, die kaum einer von uns je zu Gesicht bekommen wird.

“FASZINATION KRAKE – WESEN EINER UNBEKANNTEN WELT” von Michael Stavaric und Michèle Ganser, Leykam Buchverlag, Graz und Wien 2021, 146 Seiten

5. September 2021

Aus dem Wald: Michael Krügers betörende Gedichte auf die Natur

Menschen, denen man immer wieder über den Weg läuft. Irgendwann flattert dir eine Todesanzeige über das Display. Du hältst inne, versuchst, meist vergeblich, näheres zu erfahren. Manche Bücher nehmen Todesanzeigen vorweg.

Umso mehr, wenn sie vom Sterben handeln, wobei zwischen dem schwermütigen Bericht über das eigene Siechtum, und dessen literarischer Umkleidung Welten liegen. Worauf beruhen sie? Der letzte Abschied wird zur Quelle einer eigenwilligen Ästhetik; er erlaubt einen Blick auf das, was als selbstverständlich vorausgesetzt worden ist. Eine Gewohnheit, die auf einem kapitalen Irrtum beruhte. Was das Leben in Gang hält sind Gewißheiten mit Verfallsdatum. Die Überlegenheit des einen, kann – oft lebenslang – verhindern, die Übermacht des anderen überhaupt erkennen zu können. Dabei sind Leben und Sterben untrennbar aneinander gekettet. Doch sie können es miteinander nur aushalten, solange der eine die Anwesenheit des anderen zu verleugnen vermag.

Der zerfallende Körper, der in all seinen seelischen Verästelungen zum Tod hin siechende Mensch, kann die Übermacht der eigenen Sterblichkeit nicht länger verleugnen. Nur der, dessen Blick unbestechlich ist, entgeht der Illusion, in der Hoffnung auf Besserung den Ausweg finden zu können.

Michael Krüger, der mit Preisen und Ehrungen ausgezeichnete Münchner Verleger und Autor hat in seinem neuen Werk “Im Wald, im Holzhaus” nicht nur seine eigene Krebserkrankung literarisch verarbeitet, sondern in verstörender Weise – auch die Anwesenheit einer anderen Krankheit geschildert, die sich von den Außenbezirken des Holzhauses her immer wieder zu Wort meldet: die Pandemie. Eine Perspektive, die ihm die Freiheit einräumt, die eigenen Lebensbetrachtungen als eine Art Lebensabrechnung zu gestalten, die sich als Störung, als nicht wieder gut zu machender Verlust, als Ausbleiben des erwarteten Neubeginns darstellt: die Nussbäume bleiben unbelaubt und sterben, die Eichhörnchen, die noch im letzten Jahr die Nüsse raubten, kehren nicht zurück. Die mächtigen Buchen sind von neuen Besitzern gefällt worden. Die natürliche Ordnung scheint außer Kraft gesetzt.

Der Leser begleitet den an Krebs erkrankten Dichter in seine “Hütte” am Starnberger See, mit anderen Worten in seine abseits gelegene Villa in einem beliebten Wohngebiet Deutschlands. Dieses Holzhaus ist ein Zufluchtsort, der ihn vor den Blicken und Besuchen der Leute schützt, die nach ihm suchen. Michael Krüger zeigt wie die eben noch vertraute Welt seines Walddomizils zerfällt und mit ihr die Lebendigkeit, die ihr bisher zum Neuanfang, zum Wiederauferstehen aus Zerfall und Eiseskälte verhalf. Außen- und Innenwelten verbinden sich, und nehmen die Gestalt des Unentrinnbaren an. Auch die Verbindung von Liebe und Tod ist ein Klischee. Es ist nicht möglich ihre Wahrhaftigkeit nachzuweisen. Doch selbst sterbend, bleibt die Natur Sinnbild der Lebendigkeit. Krügers Schilderung ist die eines unbestechlichen Beobachters, doch seine Worte sind die eines Dichters, der die sterbende, die verlorene Schönheit zu beschwören vermag und dabei deutlich macht: Die Natur wird immer sein, was sie ist: dem Tod, dem Zerfall, den Pandemien widerstehend. Die Natur ist die Hoffnung, die ihre sterbenden Kreaturen verlieren. Denn Leben bleibt ein verletzliches, ein zum Tod bestimmtes Gut.

Michael Krüger: Im Wald, im Holzhaus Gedichte. 116 Seiten, Suhrkamp Verlag, Berlin 2021

Mai 2021

V o r a n k ü n d i g u n g 

JACOBUS VREL – der  jahrhundertelang unerkannt gebliebene holländische Maler des 17. Jahrhunderts wird mit Buch und Werkverzeichnis und einer  monografischen Ausstellung im Herbst 2021 in der Alten Pinakothek in München erstmals der Weltöffentlichkeit vorgestellt.

Das Schattenreich ist  eine Mischung aus Stehkneipe und Straßenszene. Es ist blau. Es könnte von G. Braque gemalt worden sein, so zeitgenössisch wirkt es auf den Betrachter. Die Hüte der Männer sind über die Stirn gezogen. Sie stehen unter dem Dach eines hölzernen Vorbaus. Die Szene prägt sich ein, weil man Vergleichbares aus dem 17. Jahrhundert noch nicht gesehen hat.

Ein anderes Werk, ein Blick durch ein lichtgefülltes Fenster auf eine im Innenraum in sich versunkene Person  -, erinnert an die weltberühmt gewordenen Interieurs des J.  Vermeer. Doch nicht Vermeer hat dieses Motiv erstmals der Welt vorgestellt, sondern ein anderer, der unbekannt blieb:

Dies sind die Werke, kaum fünfzig an der Zahl, die einem Maler zugeschrieben werden, der JACOBUS VREL  heißt und über dessen Existenz  bis jetzt nichts bekannt war. Nicht zu unrecht wird er als PHANTOM bezeichnet  wie  Vilhelm Hammershøi

In internationaler Zusammenarbeit rekonstruierten die   Bayerischen Staatsgemäldesammlungen gemeinsam  mit dem Mauritshuis in Den Haag und anderen in internationaler Zusammenarbeit  das Werk dieses  Malers und stellte diese kleine, erlesene Ausstellung von Werken zusammen, die an den Tag bringen, daß der  Blick des Jacobus Vrel  auf die Welt  überraschend “modern” war und wegweisend für weltberühmt gewordene Künstler wie Vermeer   und andere, die sich heute als Nachfolger  des J. Vrel erweisen und dabei den Blick auf die Welt ihres Vorgängers übernahmen und fortführten. Nicht das holländische Alltagsleben des 17. Jahrhunderts stehe hier, wie die Verfasser der Monografie schreiben, im Mittelpunkt, sondern der Blick auf die wundersamen Welten des Jacobus Vrel.

Wie das Werk dieses bis jetzt unbekannten Meisters erforscht wurde,  ist atemberaubend, denn Jacobus Vrel  ist  in den üblichen Registern und Archiven nicht existent und tauchte nur hin und wieder als nicht weiter spezifizierter Name in den Listen einiger Sammlungen auf.

Im Herbst 2021 wird eine Ausstellung der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen in der Alten Pinakothek München das Werk des Malers Jacobus Vrel erstmals der Weltöffentlichkeit vorstellen.

Das Buch zur Ausstellung, herausgegeben von  Bernd Ebert, Cécile Tainturier und Quentin Buvelot  wird  im HIRMER VERLAG, München  veröffentlicht.

 
 
November/Dezember 2020

Zum Tod von Rabbiner Lord Jonathan Sacks  z”l

Jonathan Sacks: Morality: Restoring the Common Good in Divided Times, Basic Books September 2020  ISBN: 9781541675315

Am 7.November 2020, (nach jüdischer Zeitrechnung am 20.Cheschwan 5781) starb Rabbiner Lord Jonathan Sacks  z”l.

Jonathan Sacks war bis 2013 Oberrabbiner von Großbritannien, und lebte in  Golders Green, seiner Gemeinde in London.  Sacks war  ein weltweit geschätzter Rabbiner, und zugleich Gelehrter mit profunden Kenntnissen der Geistesgeschichte und  Ethik. Sein Wirken und sein Einfluß erstreckten sich weit über die jüdische Gemeinschaft hinaus. Als Rabbiner, der auch Philosophie studiert hatte,  sprach er  über klassische rabbinische Themen, und setzte sich mit den Lebensbereichen des modernen Menschen auseinander -, mit  Wissenschaft, Medizin, Technologie. Im Mittelpunkt, der Mensch mit seiner Frage  nach dem Sinn seines Lebens; der lebenslangen Suche nach Vertrauen.  Sacks hat viele wichtige, viele lesenswerte Bücher geschrieben. Im folgenden möchte ich das letzte seiner Bücher betrachten, das nahezu zeitgleich mit seinem viel zu frühen Tod erschienen ist.

Mit Blick auf die jüngere  Generation analysiert er die Gefahren der Technologie und wie sie sich auf Menschen auswirken: als stetige Gefährdung des Selbst,: Folge der Übermacht materieller Güter, der Unsicherheit, dem Streben nach Wohlstand und Gewinn, einer Welt, in der Menschen zu ständigem Konkurrieren aufgefordert werden und ihren Selbstwert an Äußerlichkeiten messen. 

 Sacks fragt was  Mensch-Sein, Mensch-Werden bedeutet, wie Menschlichkeit erlangt, wie sie gefördert, wie sie verloren gehen kann.  Wie können Eltern ihre Kinder beschützen und sie zu guten Menschen erziehen? Trotz aller Belastungen und Konflikte, die das moderne Leben mit sich bringt, weist Sacks den Leser immer wieder auf die Aufgabe des Menschen hin: Für andere zum Menschen zu werden, um die Verzweiflung über die  eigene Verlorenheit zu überwinden.

Sacks  verweist auf  die ethischen Dimensionen unseres Handels: dies schließt auch das Scheitern, das Unglück mit ein. Er widmet sich den Gefahren des zunehmenden Verlusts der Meinungsfreiheit, nicht nur in der Öfentlichkeit, sondern  sogar an Schulen und Universitäten. Er widmet  sich den Identitätskrisen wie sie in der Verleugnung der von der Natur gegebenen Geschlechtsunterschiede  zum Ausdruck kommen. Wie sein Freund Jordan Peterson, der kanadische Psychologie-Professor, betont er die Menschenwürde,  “human decency”, die sich auf allen Ebenen der Lebensführung zeigt. Auch Peterson fordert, daß Menschen nach einem ethischen Code leben sollten. Nur wer den Alltag meistert, findet Lebensfreude und Zufriedenheit. An Peterson wird  wie Sacks beschreibt, deutlich,  wie rasch der Star zum Verbannten  werden kann, der von anonymen Mehrheiten gebrandmarkt, zum   Opfer einer  Kette  böswilliger Unterstellungen wird. 

Sacks erkennt, daß wir in einer Welt leben, die sich dadurch auszeichnet, keine Ent-Schuldigung mehr zuzulassen. Jeder kann in Ungnade fallen, jeder Gejagter  einer aufgehetzten Meute werden. Die mediale Öffentlichkeit ist ohne Gnade und  Erbarmen. Ihre  Unfähigkeit, menschliche  Schwächen zu akzeptieren,  Demut zu lernen,   führe zu  Heuchelei und Selbstgerechtigkeit: Aus der vermeintlichen Freiheit des von Grenzen und Ständen befreiten  Bürgers, entsteht eine neue Form der Unterdrückung und Ungerechtigkeit. Eine zufällige Begebenheit, ein Foto mit einem Unbekannten führt – lebenslang – zu Anklage und  Bestrafung, löst Empörung und Ächtung aus, gefolgt vom Verlust der Arbeit, hier eines Lehrauftrages,  ohne daß  der Betroffene, je die Möglichkeit einer Selbstverteidigung erhalten hätte.

Sacks konstatiert, daß unsere gegenwärtigen Gesellschaften mit ihrem Übermaß an Maßregelung,  Empfindlichkeit, mangelndem Einfühlungsvermögen  und dem Fehlen jedweden  Respekts vor dem  anderen,   in der Gefahr stehen zu Brutstätten eines neuen, weltweiten Totalitarismus zu werden.

Im Sommer 2020  erbaten jüdische Organisationen ein Votum  dazu, wer unter einer Reihe von Persönlichkeiten  den Genesis Preis erhalten solle,  der als eine Art Jüdischer Nobel-Preis gilt; eine Wahl, die mir trotz vieler anderer hoch angesehener Kandidaten leicht fiel. Leider fiel das Votum wie in den Jahren zuvor, auf einen der  üblichen Prominenten …, 2020 also Steven Spielberg… der den Preis so wenig benötigt, daß er ihn sogleich weiter verschenkte… Ein Kuriosum, Nein,  vielmehr ein Skandal, der eine eigene Geschichte wert ist.

Leider hat dieser zeitgenössische, weit vorausschauende, brillante jüdische Ethiker Jonathan Sacks  diesen Preis nicht erhalten!

Mit diesem letzten Buch hat er überlebensnotwendige Fragen diskutiert. Seine Erkenntnisse sind ein Geschenk: Ein  Buch,  geschrieben aus der Fülle des Lebens, um den Hinterbliebenen, wozu auch seine Leser zählen, ein unschätzbares  Erbe zu hinterlassen.

Hanna Rheinz

 

 

 

18.Oktober 2020

Soeben erfahre ich aus der NZZ (Neue Züricher Zeitung), daß Frank GÜNTHER gestorben ist. Der begnadete Übersetzer von WILLIAM SHAKESPEARE, der das gesamte Werk von Shakespeare in ein zeitaffines Deutsch übersetzte, und damit Barrieren und Mauern niederriß, die wir mental mit uns herumtragen und die  verhindern, daß Wissen und Erkenntnisse früherer Zeiten von uns als höchst aktuell erkannt werden können.

Im Gedenken an den großen Gelehrten und Übersetzer Frank GÜNTHER  empfehle ich : Geht ins Theater,  um SHAKESPEARE zu erleben! Oder jedes andere nicht zeitgenössische Theaterspiel!

Lest HEINRICH HEINE !

Wer diesem Pfad folgt, baut sich eine gute Abwehr gegen die aktuell grassierende kleinkrämerische Gesinnung des “NIEDER MIT DEM HATE-SPEECH” etc auf.

Heinrich Heine  wäre heute nicht mehr vermittelbar.  Er wäre durch Schmähkritk-Prozesse ruiniert und säße auf der Büßerbank, der HATE-SPEECH Vertreter, die aus allen Netzwerken, Facebook, Twitter und wie sie alle heißen – also aus der heutzutage relevanten Öffentlichkeit –  herausgemobbt oder gelöscht werden.

LEUTE LEST HEINRICH HEINE !

Heinrich Heine hat übrigens auch ein Buch zu Shakespeare geschrieben, und zwar den Frauengestalten bei Shakespeare. Da Heine eine Abneigung gegen England hatte, ist diese Schrift wie viele seiner Werke,  freimütig,  amüsant, bissig  und heutzutage in keinster Weise vermittelbar! Im Klartext hieße das heute: Cancelt Heine!

Im schlimmsten Fall  – und mit der heute angesagten globalen Hast, Effizienz, Unerbittlichkeit   müßten sogar die “Remota”-Abteilungen der Bibliotheken, die einst für verbotene Bücher eingerichtet wurden,  ein für allemal verbrannt werden …

 

 

 

27.August 2020

ausnahmsweise heute keine buchbezogene Empfehlung, sondern eine Online-Zeitung mit Print-Ausgabe:

TICHYS EINBLICK,

eine journalistische Nachrichten und Meinungsplattform, die wirklich erfrischende Artikel in der ansonsten ziemlich schauerlichen & korrumpierten gesamtdeutschen Presselandschaft veröffentlicht. Heute muß man dies ja schon “ermöglicht” nennen.

Hier ein aktueller Link: Das Demo-Verbot in Berlin ist töricht – tichyseinblick.de

 

5.August 2020

SHOSHANA ZUBOFF

The Age of Surveillance Capitalism

auf Deutsch erschienen:

Das Zeitalter des Überwachungskapitalismus

Campus Verlag, Frankfurt am Main

Dieses Buch sollte zur Pflichtlektüre für jeden werden! Zu Recht mit dem Kommunistischen Manifest von Karl MARX verglichen. Eine solide Recherche des wahren Gesichts unserer Online Existenz. Der Bürger ist stillschweigend zum Ausbeutungsmaterial definiert worden. Wie das funktioniert und wer sich daran beteiligt, allen voran die neuen Wirtschaftsgiganten Google, Amazon, Facebook, Cambridge Analytics u.v.a. schildert Zuboff in ihrem gut recherchierten  Forschungsbericht und dem Aufruf an die Bürger, die Gefahren dieses neuen Wirtschaftsmodells endlich zu erkennen, um sich gegen das neue Menschenbild, das gerade mittel digital vernetzter Kindheiten implementiert wird, zur Wehr zu setzen.

Die digitale Revolution, die Übernahme unseres Lebens durch Alexa, Siri und andere smarte Entitäten, die im Auftrag der globalen Wirtschaftskonzerne unsere Gefühlswelt ausbeuten und subtil manipulieren, um uns unrettbar abhängig zu machen, ist mit all ihren massiven Steuerungsmethoden als etwas “Unvorhergesehenes” in unser Leben getreten. Die Bürger, die heute bezeichnenderweise vorwiegend als Kunden und Nutzer wahrgenommen werden (Drogenjargon User also “Süchtiger”),   haben sich überrumpeln lassen. Nun droht die Gefahr, daß dieser Irrweg, der auf einer künstlich erzeugten krankmachenden Abhängigkeit beruht zu einem Dauerzustand, zu einer neuen Struktur, zu einem neuen Menschenbild wird: Dafür sorgt die Macht des Modell-Lernens inmitten der neuen virtuellen Kollektive, mit der auch die   seelische und emotionale Abhängigkeit der nachwachsenden Generationen sicher gestellt wird. Hier ist bereits heute eine neue Form der Versklavung entstanden! Dies hat gravierende Folgen:  Unsere Welt, die auf dem  Menschenbild freier, Bürger in selbst gewählten demokratischen Gesellschaften beruht, die ein Recht auf vernunftgeleitete Mitsprache und Widerstand haben, ist bald unrettbar verloren. Ebenso bedroht ist das Primat der Rationalität, Grundlage unserer eigenen, freien Entscheidungen und Schutz vor dem Sog von kollektiver Panik-Mache, Suggestion und Propaganda, die auf angstmachenden manipulativen Steuerungen  beruhen:

Was wir nicht kennen, können wir nicht erkennen. Gegen das was wir nicht kennen, können wir uns nicht zur Wehr setzen. Der Vergleich mit den Bewohnern Südamerikas, die die Conquistadoren jubelnd willkommen hießen, um dann von ebendiesen göttergleichen, bewunderten Wesen ausgerottet zu werden, ist angesichts der Geschwindigkeit mit der dieser Prozess Fakten schafft, nicht von der Hand zu weisen. 

 

26. Juli 2020

FRANZ WERFEL

Der Stern der Ungeborenen

Ein Reiseroman

Suhrkamp 1949, 714 Seiten

Der Stern der Ungeborenen (Der Begriff stammt von Diodot) ist ein Roman, der verzaubert, der erschreckt und beunruhigt. Er ist visionär wie sein Autor, Franz Werfel, und voller Überraschungen wie Alma (Mahler-Werfel), der, so die Widmung, “dieses Buch gehört”.
Der Roman wurde in den Kriegsjahren begonnen und fertig gestellt und 1946 posthum erstmals im Querido Verlag, bei Bermann-Fischer,  Amsterdam veröffentlicht. Streng genommen ist er also ein Roman der Exil-Literatur.

Der Reiseroman führt den Leser in eine Welt der Zukunft, in der es Magnet-Bahnen gibt und die Menschen sich von Tafeln in ihren Händen beraten lassen. Sie sind Vertreter einer astromentalen Kultur, die Exzesse wie Weltkriege, Mord und Verfolgung überwunden zu haben scheint.  In seiner Beschreibung der technologischen Neuerungen dieser astromentalen Gesellschaft, hat Franz Werfel  sogar Smartphones”, “Tablets” etc  mit poetischem Auge vorweggenommen.

Der 1890 in Prag geborene und in einer deutschsprachigen  jüdischen Familie  aufgewachsene  Franz Werfel, wurde von seiner im Katholizismus verwurzelten Kinderfrau nachhaltig geprägt. Er gehört zu jener Gruppe deutschsprachiger Juden, die sich taufen ließen. Doch anders als seine Vorgänger, die dies oft aus pragmatischen Gründen taten wie die Musiker Mendelssohn oder Mahler, die sich auf diese Weise ein berufliches Auskommen sicherten, wurde Franz Werfel persönlich “bekehrt” und beschäftigte sich auch literarisch mit katholischen Heiligen und Heilsgestalten seiner neuen katholischen Glaubensgemeinschaft. Seine literarischen Anfänge ließen diesen Wandel nicht vermuten: Karl Kraus veröffentlichte seine Gedichte in der  “Fackel” und Franz Kafka erwähnt in seinem Tagebuch, “Wie zerworfen und erhoben ich nach dem Anhören von Franz Werfel war“. 

Der von Visionen und Gesichten getriebene Werfel, der zwei Weltkriege überstand, und im Schatten  totalitärer Systeme lebte, erfindet hier eine Gesellschaft der Zukunft, die zeigt wohin die menschliche Gesellschaft sich entwickeln könnte;  nach einem Atomknall wird der Reisende in eine Welt transloziert, die Hunderttausend Jahre von seiner einstigen Gegenwart entfernt ist.

Werfels  Beschreibung einer hochtechnisierten Welt auf dem Kenntnisstand der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg hat viele Rezensenten unberührt gelassen. Aus heutiger Sicht, und angesichts der Gefahren, die durch  eine hochtechnologische,  auf Ungleichheit beruhenden, Armut und Gier erlaubenden Gesellschaft drohen, kann  das Ende des Privatlebens und der Individualität wie sie Werfel in seiner Zukunftsvision der Sternwanderer  mit zahlreichen Neologismen  beschreibt,  zu einem Leseabenteuer werden: Zum Beispiel die “Chronosophie“. Deren “unumstößliche Grundsätze lauten: Das unendlich Große ist unendlich klein, wie das unendlich Kleine unendlich groß ist. Der Unterschied zwischen den uralten Weisen und uns Chronosophen besteht nur darin, daß wir uns nicht damit begnügen, das All in uns selbst zu tragen, sondern daß wir uns selbst ins All tragen. Um wieviel kühner sind wir als die Meeres-, Luft-,  Raketen-, Stratosphären- und Mondschiffer des grauen Altertums!”

Der Stern der Ungeborenen beschreibt die Erlebnisse eines Reisenden, der in  eine in ferner Zukunft liegende Welt reist, und von den Menschen dieser Welt freundlich empfangen wird.  Nach  anfänglicher Begeisterung dämmert  ihm allmählich, daß Harmonie und Friedfertigkeit, Grundlagen  dieser Welt -, einen Preis haben. Seine Gastgeber sichern den eigenen Zusammenhalt  durch die Ausgrenzung “der anderen” , Menschen, die Konflikte, die sie selbst totschweigen, zum Ausdruck bringen, wozu an erster Stelle die Emotionen selbst gehören, Leidenschaft, Liebe, Wut, Depression, Verzweiflung. Gefühle also, die zum Kern des menschlichen Lebens gehören, zugleich jedoch, entgleist und mißbraucht,  dessen größte Bedrohung sein können. Die Menschen auf diesem “Stern der Ungeborenen”  können ihre Welt der Harmonie und Konfliktfreiheit nur aufrechterhalten, indem sie abweichende Lebensweisen und Meinungen ausgrenzen, verbannen  und dämonisieren. Die “anderen” leben als “Wilde” in einer Gegenwelt mit Mord und Totschlag, in den “Urwäldern”. Der Reisende führt seine Leser weiterhin durch die scheinbar gut funktionierende Welt seiner Gastgeber,  läßt jedoch erkennen, daß deren Bestand  bedroht wird durch Konflikte, die schließlich zum  Zerbrechen der konfliktfreien und weitgehend emotionslosen Weltsicht führen können. Die Widersacher stehen auf der Schwelle und begehren Einlaß. 

Die fromme, gutmenschliche Utopie ist bedroht.  Ebenso wie die Lösung, eine Antwort auf Zerstörung und Krieg zu sichern durch Harmonie  und  Verleugnung der Widersprüche.

“Der Stern der Ungeborenen” erinnert  an Aldous Huxley`s totalitären Utopie-Entwurf “Brave, New World” und George Orwells “Ninety Eighty Four (1984)”. Auch bei Werfel erweist sich die Utopie als brüchig: auch sie wird  mittels  Propaganda und Realitätsverleugnung aufrecht erhalten. Die  friedfertig  fromme Ideologie wird als Irrweg erkennbar. Eine spannende Lektüre, die Orwells und Huxleys  Klassiker- bis auf die Länge von 714 Seiten –  in nichts nachsteht.

 

 

 
Juni 2020
Marcel Reich-Ranicki
Über Ruhestörer – Juden in der deutschen Literatur

Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1989

Marcel Reich-Ranicki hat das Buch dem Andenken der Juden gewidmet, die von Deutschen ermordet wurden, wozu auch seine  Eltern und sein Bruder  gehörten. Fast täglich wird heute  von Angriffen auf Juden und jüdische Einrichtungen in Deutschland berichtet, so als wäre vergessen worden, wie wichtig  die deutsch-jüdische Kultur für die Freiheit  in diesem Land ist. Marcel-Reich Ranicki hat dies in vorbildlicher Weise getan. Er nennt sie “Außenseiter” und “Provokateure”, “Rebellen”, “Querköpfe”, “Unruhegeister” und … “einsame Lehrmeister”. Seine Befähigung sich zu begeistern und auf sehr pointierte und gefühlsorientierte Weise  die Konflikte darzustellen, die von jüdischen Schriftstellern aufgegriffen und bearbeitet worden sind, hat den Diskurs  über die Grenzen der jeweiligen Zeit und der regionalen Kulturen hinaus getragen. Wenn man sich die Rolle der Zensur in den Zeiten v o r  der Befreiung des Bürgertums durch die Erstreitung  demokratischer Grundrechte  wie Redefreiheit und Abschaffung der Zensur vor Augen hält, fällt es einem wie Schuppen von den Augen: Freiheit  ist ohne Konflikte und Kämpfe bis hin zum Verlust der Freiheit durch Haft nicht zu erhalten oder zu bewahren!

Die Pflege der  `Kultur des Diskurses` oder `des Streites` –  von  der oft die Rede war, – Freiheiten, die längst wieder eingeschränkt werden-,  ist nicht vorstellbar, ohne Menschen, die sich mit ihrem Leben für die  freie Rede   (wozu auch Ironie und Sarkasmus gehört) einsetzen.  Dies geht nicht ohne persönliche Opfer.

Marcel Reich Ranicki hat sich aus der Vielfalt der Biographien  aus dem 18. und 19. Jahrhundert   jene herausgesucht, die in besonders klarer Weise die Widerstände gegen die Lockerungen der Zensur zeigen. Das Buch zeigt die Literatur aus der Sicht jener, die als “Ruhestörer” galten, die verunglimpft, angegriffen, ausgegrenzt wurden, und die doch unverzichtbar für unsere Befreiung und unsere Freiheit sind.

Wer einen Eindruck gewinnen will, wie groß die Hürden waren, wie groß die Gefahren sind, die eigene Existenz, Freunde, die Familie  zu verlieren, erkennt wie wertvoll die Freiheit der Meinungsäußerung ist. Jede Freiheit muß erkämpft werden. Jede Freiheit kann auch wieder einkassiert werden. Die Opfer bezahlen oft mit ihrem  Leben.

Die Gemeinschaft tut gut daran,  jenen gegenüber mißtrauisch zu sein, die ihnen Freiheiten beschränken und wegnehmen wollen.  Wer meint, in unserer digitalisierten, labilen, oft panischen Gegenwart  sei alles schon im Trockenen, irrt. Die Freiheit ist ein verletzliches Gut. Wie oft wurde sie schon auf den Altären der Macht und der nationalen Sicherheit geopfert! Jede Zeit hat ihre eigenen Risiken  und – wenn sie Glück hat -, ihre Ruhestörer und Whistleblower: Menschen, die mutig sind  und  sich den neuen Herausforderungen  stellen. Menschen, die ihren Mut mit dem Verlust von Beruf,  Freunden und der eigenen  Sprache  bezahlen. Reich-Ranicki betonte: “Immer schon waren Dichter ohne Heimat unheimliche Dichter. Auch weil sie im Exil sich  oft dazu zwingen mußten oder keinen anderen Ausweg fanden als in der Muttersprache weiter zu dichten, also der Sprache, die sie von der Kultur mitnahmen, um sich zu retten, denn die eigene Kultur hat sie vernichten wollen.”   Das Buch beschreibt  Dichter und Dichterinnen aus dem 18. und 19. Jahrhundert, und ist doch von bedrückender Aktualität.

 

März 2020

F. Gräfin zu Reventlow – Tagebücher 1895-1910

“Wir sehen uns ins Auge, das Leben und ich”

Herausgegeben und kommentiert von Irene Weiser und Jürgen Gutsch

2011, Verlag Karl Stutz Passau

Es gab eine Zeit, da zog München Freigeister, Literaten und Künstler aus vielen Nationen an. Die Stadt wurde zu einem Zentrum der Kultur  und des Verlagswesens. Der bayerische Humor tolerierte  sogar politische Kabaretts und knorrige Gestalten, die bis heute daran erinnern, daß sogar Deutschland inklusive seines Freistaates nicht über einen Kamm gezogen werden kann. Die in Husum geborene Fanny (Franziska) zu Reventlow,  etablierte sich in der Münchner Kunst und Kulturszene und arbeitete, – immer am Rand der Armut jonglierend -, als Übersetzerin und Malerin. Berühmt blieb sie bis heute vor allem wegen ihrer literarischen Arbeiten, deren Entstehen  sie – neben vielen anderen Themen, in ihren Tagebüchern reflektiert. Sie liegen hier in einer  textkritischen Ausgabe vor, die Mythen und Fehlwahrnehmungen früherer Editionen ausräumt.

Das Buch ist im Off- und Online Buchhandel und in guten Antiquariaten erhältlich.

 

Februar 2020

Georg Friedrich Rebmann
Kosmopolitische Wanderungen durch einen Teil Deutschlands

Herausgegeben und eingeleitet von Hedwig Voegt

Sammlung Insel 34 , Insel Verlag Frankfurt, 1968

 

November 2019

Julien Benda

Der Verrat der Intellektuellen,

Carl Hanser Verlag, 1978 mit einem Vorwort von Jean Amery,

Übersetzt aus dem Französischen von Arthur Merin

 

August 2019

Thomas de Quincey:
Die letzten Tage des Immanuel Kant
Matthes & Seitz Verlag 1991